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15.08.2025
Zwischen Kokon und Freiheit: Die Angst vor dem nächsten Schritt
Es gibt Momente, da könnten wir etwas in unserem Leben wirklich verändern – und tun es trotzdem nicht.
Die ältere Dame mit Höhenangst sagt sich: „Ach, ich muss ja nicht unbedingt auf hohe Brücken gehen oder auf einen Berg steigen. Das brauche ich doch gar nicht.“
Die junge Frau mit Spinnenphobie meint: „So schlimm ist es ja nicht. Ich muss mich dem nicht unbedingt stellen.“
Sie beide hätten die Chance, ihre Angst loszulassen. Aber stattdessen halten sie an ihr fest – nicht, weil sie es wollen, sondern weil ihr Herz gelernt hat, sich zu schützen. Manchmal sogar vor dem, was möglich wäre.
Genau darüber will ich heute schreiben. Weil du vielleicht genau auf diesem Platz sitzt: Zwischen Sehnsucht und Zögern, zwischen „eigentlich weiß ich’s“ und „irgendwie halte ich fest“. Und weil ich weiß, wie unglaublich viel Leichtigkeit und Leben wartet, wenn wir diesen inneren Schalter finden und umlegen – nicht gegen uns, sondern für uns.
Warum wir uns manchmal von Heilung fernhalten
Vielleicht erkennst du dich wieder:
Da ist ein Thema in dir, das nach Veränderung ruft. Vielleicht ganz leise, kaum hörbar, ein feiner Schmerz oder ein Wunsch nach mehr. Und gleichzeitig baust du im Alltag kleine Barrikaden – meldest dich doch nicht zur Sitzung an, schiebst den Termin, wartest auf den „richtigen“ Moment.
Das ist zutiefst menschlich. Wir alle haben Seiten in uns, die auf Sicherheit gepolt sind und mit allem, was sie haben, dafür sorgen, dass wir vertraut leben – auch wenn uns das Vertraute drückt oder klein macht.
Was, wenn ich dir sage: Es ist vollkommen in Ordnung, wenn der Impuls stärker ist als die Veränderung? Dass dieser innere Widerstand ein Zeichen deiner Lebendigkeit und Fürsorge ist – und kein Fehler?
Ich habe oft erlebt: Gerade da, wo Menschen sich am meisten wandeln möchten, wird am meisten gezögert. „Gute Gründe“ tauchen auf: Der Stau auf dem Weg, die Erkältung vorm Termin, der Gedanke: „So schlimm ist es ja nicht.“ Auch ich ertappe mich manchmal dabei – und weiß dann: Ich bin nicht gescheitert, sondern an etwas Wichtiges gestoßen.
Die Logik der inneren Wächter
Wir alle tragen kleine „Wächter“ in uns, die in entscheidenden Momenten die Tür zuhalten. Sie meinen es nicht böse.
Diese Wächter wollen Erfahrungen abwenden, die uns einmal zu viel waren. Sie sorgen dafür, dass nicht alles im Leben gleichzeitig ins Wanken gerät. Sie schenken uns ein Stück Sicherheit im Unbekannten.
Stell dir vor, du hättest freien Zugang zu allem, was du dir wünschst, aber keine Schutzmechanismen mehr – vielleicht würde dich das überwältigen. Vielleicht würde das Alte einfach so wegbrechen, und das Neue hätte noch keinen Boden.
Wie wäre es, deinen inneren Hütern heute leise zu sagen: „Danke, dass ihr da seid. Aber ich bin bereit, ein kleines Stück weiterzugehen.“
Die ganz natürlichen Ängste vor Veränderung
Das, was uns festhält, ist oft unbequem, aber vertraut. Die Angst ist nicht nur Angst vor Scheitern, sondern auch vor all dem, was möglich wäre, wenn das Bekannte verschwindet.
Vielleicht hältst du dich lieber am Rand, um alles kontrollieren zu können – dann dürfen diese Seiten jetzt gesehen werden.
Vielleicht spürst du sogar eine kleine Trauer: Wer wäre ich ohne meine alten Muster? Wenn die Leere kommt – was fange ich dann mit ihr an?
Hier spielen mehrere legitime Ängste eine Rolle:
Angst vor Überwältigung
Es gibt Gedanken, die sich leise einschleichen: „Wenn ich das jetzt wirklich angehe, dann kommt alles auf einmal hoch – und ich werde damit nicht klarkommen.“
Das Herz schlägt schneller, die Hände werden kalt, und schon im Vorfeld rollt eine Welle heran, die dich fast umwirft – obwohl noch gar nichts passiert ist.
Diese Angst ist tief verständlich. Sie entspringt oft Erlebnissen, in denen wir mit unseren Gefühlen allein waren.
Damals fehlte der sichere Rahmen, um das, was in uns hochkam, halten zu können. Unser System hat daraus gelernt: Besser gar nicht erst hingehen.
Heute aber bist du erwachsen. Du kannst dir diesen Rahmen bewusst schaffen – mit Begleitung, die dich stützt, wenn es anstrengend wird, und dich daran erinnert: Du musst da nicht mehr allein durch.
Verinnerlichte Schutzmuster: „Fühlen ist gefährlich“
Viele von uns haben in der Kindheit erfahren, dass Tränen als „Schwäche“ galten oder Wut sofort bestraft wurde. Damals war es sicherer, Gefühle zu verstecken, als sie zu zeigen – weil wir uns sonst Ablehnung oder Strafe einhandelten.
Dieses Muster meldet sich oft automatisch, auch wenn wir längst erwachsen sind.
Doch Fühlen ist nicht gefährlich. Es kann ungewohnt sein, manchmal unbequem. Aber jedes Gefühl, das wir zulassen, verliert seinen Schrecken.
Heilung heißt nicht, sich den Gefühlen schutzlos auszuliefern, sondern ihnen in einem sicheren Rahmen zu begegnen – Schritt für Schritt, in deinem Tempo.
Angst vor Kontrollverlust
Manche Menschen sagen sich: „Wenn ich mich darauf einlasse, verliere ich die Kontrolle – und wer weiß, wo das endet.“
Gerade diejenigen, die lange „funktionieren“ mussten oder viel Verantwortung tragen, haben oft das Gefühl, jederzeit die Zügel festhalten zu müssen.
Loslassen wirkt dann wie ein freier Fall.
Doch Kontrolle ist nicht dasselbe wie Sicherheit. Wirkliche Sicherheit entsteht, wenn du erlebst: Auch wenn Gefühle kommen, bleibe ich handlungsfähig.
Das lernst du nicht, indem du dich verkrampft festhältst, sondern indem du Schritt für Schritt ausprobierst, wie es sich anfühlt, den Griff ein wenig zu lockern.
Sorge, an der eigenen Verletzlichkeit zu zerbrechen
Es gibt die leise Befürchtung: „Wenn ich mich dem stelle, breche ich zusammen – und dann komme ich nicht mehr hoch.“
Gerade wer in der Vergangenheit schon an der Grenze der Belastbarkeit war, trägt diese Sorge tief in sich.
Doch oft geschieht das Gegenteil: In dem Moment, in dem wir uns erlauben, verletzlich zu sein, spüren wir, dass wir es tragen können.
Verletzlichkeit ist kein Bruch – sie ist eine Tür. Dahinter wartet mehr Echtheit, mehr Nähe zu uns selbst und mehr Lebendigkeit.
Scham und Schuldgefühle
Manche innere Stimmen flüstern: „Mit dir stimmt etwas nicht.“ Andere sagen: „Du hättest es besser machen müssen.“
Diese Stimmen halten uns leise, aber wirksam zurück. Sie verhindern, dass wir uns zeigen – manchmal sogar vor uns selbst.
Doch Scham und Schuld verlieren ihre Macht, wenn wir sie ins Licht holen. Wenn wir sagen: „Ja, ich sehe euch – und ich bin trotzdem wertvoll.“
Heilung beginnt dort, wo wir aufhören, uns selbst klein zu halten, und anfangen, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind: unvollkommen und gleichzeitig vollkommen genug.
Der Glaubenssatz „Das bringt eh nichts mehr“
Manche Menschen haben so viele Versuche hinter sich, dass innerlich nur noch der Gedanke bleibt: „Ich hab’s ja schon probiert – es funktioniert einfach nicht.“
Diese Resignation legt sich wie ein Nebel über alles. Sie schützt vor der Enttäuschung eines weiteren gescheiterten Versuchs – raubt aber auch die Chance, dass es diesmal anders sein könnte.
Veränderung beginnt oft unspektakulär. Nicht mit einem großen Knall, sondern mit einem winzigen, unsicheren Schritt.
Und manchmal ist genau dieser kleine Schritt der Anfang von etwas, das heute noch nicht sichtbar ist.
Wenn der Schmerz zur Identität wird
Manche Themen begleiten uns so lange, dass sie wie ein Teil unserer Persönlichkeit wirken. Vielleicht ist es die Angst, die dich seit deiner Jugend begleitet, oder ein inneres Muster, das schon fast vertraut wirkt – wie ein alter Nachbar, den man nicht mag, aber dessen Gegenwart man gewohnt ist.
Manchmal spüren wir sogar: Ohne diesen Schmerz wüsste ich gar nicht, wer ich bin. Er hat über Jahre bestimmt, wie du dich selbst siehst, welche Entscheidungen du triffst, wie du dich in Beziehungen verhältst. Er war wie ein innerer Anker – nicht unbedingt ein guter, aber einer, der dich an Ort und Stelle gehalten hat.
Und wenn dieser Anker gelöst wird?
Dann kommt vielleicht erst einmal Leere. Und diese Leere kann Angst machen. Denn plötzlich ist da kein vertrautes Muster mehr, an dem du dich festhältst. Kein „So bin ich eben“, das deine Entscheidungen begründet.
Vielleicht merkst du: Es ist nicht die Dunkelheit, die mir Angst macht – es ist das helle, offene Neue. Der weite Raum, in dem ich mich neu erfinden könnte.
Und genau hier liegt die Chance: Dich nicht mehr über den Schmerz zu definieren, sondern über das, was dich lebendig macht.
„Ich muss das allein schaffen“
Viele von uns haben den Glaubenssatz tief verinnerlicht, dass sie ihre Themen selbst lösen müssen. Vielleicht, weil du in deiner Kindheit gelernt hast: „Belaste niemanden.“ Vielleicht, weil dir nie wirklich jemand zur Seite stand – und du dir geschworen hast, dich auf niemanden zu verlassen.
Dieses „Ich mach das alleine“ fühlt sich oft stark und unabhängig an. Doch in Wahrheit kann es einsam machen. Denn Heilung in Begleitung ist keine Schwäche – sie ist ein Geschenk.
Manchmal drehen wir uns im Kreis, nicht weil wir zu wenig Willenskraft haben, sondern weil uns der Blick von außen fehlt. Jemand, der uns einen Spiegel hinhält, uns liebevoll stoppt, wenn wir alten Mustern folgen, und uns sanft ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen.
Echte Begleitung kann den Prozess nicht nur erleichtern, sondern vertiefen. Du musst nicht alles allein tragen – und du musst es auch nicht allein aushalten.
Der verborgene Nutzen des Schmerzes
Manchmal gibt es einen Grund, warum wir unbewusst an einem Symptom festhalten.
Vielleicht zwingt dich deine Migräne, dich endlich auszuruhen – weil du es dir sonst nicht erlaubst.
Vielleicht hält dich deine Angst davon ab, in Situationen zu gehen, die dich früher verletzt haben.
Vielleicht sorgt deine Erschöpfung dafür, dass du dein Tempo drosselst und dein Körper nicht völlig zusammenbricht.
Das ist kein „Ausnutzen“ der Situation, sondern ein altes Schutzsystem. Ein Teil von dir hat über Jahre gelernt: Mit diesem Symptom bin ich sicherer als ohne.
Solange dieser innere Vertrag gilt, hält er dich fest – selbst, wenn er wehtut.
Heilung beginnt oft damit, diesen Nutzen zu sehen, zu würdigen und ihm zu danken. Erst dann kannst du sagen: „Ich verstehe, was du für mich getan hast. Jetzt bin ich bereit, es anders zu lösen.“
Warten lohnt sich nicht – der Moment ist jetzt
Wir warten auf weniger Stress, mehr Geld, mehr Zeit, mehr Mut. Doch der perfekte Moment kommt fast nie. Wandlung beginnt, wenn du bereit bist – egal, wie klein der erste Schritt ist.
Was Heilung wirklich schenkt
Stell dir vor, du wachst morgens auf und dein erster Gedanke ist nicht mehr von Sorge oder Enge geprägt, sondern von einer leisen Freude auf den Tag.
Dein Atem fließt tiefer, dein Körper fühlt sich leichter an – und in deinem Inneren ist mehr Platz für Neugier, Liebe und das, was dich lebendig macht.
Heilung heißt nicht, dass es keine Herausforderungen mehr gibt. Aber sie heißt, dass du ihnen aus einer neuen, sicheren Mitte begegnen kannst. Dass du die alten Geschichten nicht mehr ständig neu erzählen musst.
Dass du wieder Raum hast, um zu lachen, zu spielen, zu träumen – ohne dass dich die Vergangenheit jedes Mal zurückzieht.
Vielleicht ist es genau das, wonach du dich sehnst: Nicht ein „perfektes Leben“, sondern ein Leben, in dem du dich wieder spürst. In dem deine Geschichte nicht mehr dein Gefängnis ist, sondern dein Fundament.
Was Heilung braucht
Heilung braucht keinen perfekten Plan, sondern Sicherheit:
das Gefühl, nicht allein zu sein, und eine Begleitung, die dich daran erinnert, wer du bist, wenn du es selbst nicht spürst.
Vielleicht erkennst du dich in diesen Zeilen wieder.
Vielleicht fühlst du dich berührt oder „ertappt“.
Das ist keine Kritik – sondern eine Einladung, in Ehrlichkeit und Freundlichkeit mit dir selbst einen neuen Weg zu beginnen.
Und vielleicht ist heute der Tag, an dem du nicht mehr wartest – sondern beginnst.
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Tanja - 08:25 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen
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